Berufen zur Nachfolge

Magdalena Hörmann-Prem

 

Im Internet gibt es soziale Netzwerke, wo man jemandem „folgen“ kann. Ich habe seit Neuestem z.B. wieder ein Profil auf Twitter. Damit kann ich diesem oder jenem „folgen“. Ich bekomme dann laufend Informationen über Neuigkeiten, die eine bestimmte Person oder Organisation ins Netz stellt.

So „folge“ ich auf Twitter einigen verschiedenen Profilen, dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl bei dem Ausdruck. Denn eigentlich will ich nicht diesen Leuten „folgen“, sondern es ist Jesus, dem ich „folgen“ möchte.

 

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„Komm, folge mir nach!“, sagt Jesus in der Bibel zu vielen Menschen. Einige davon werden seine „Jünger“ und „Jüngerinnen“. Sie ziehen mit ihm umher, leben in einer (Weg-)Gemeinschaft mit ihm und lernen von ihm. Sie werden seine SchülerInnen, er ihr Lehrer. Mit der Zeit führt er sie zu immer mehr Verständnis dessen, was es heißt, mit ihm und nach seinen Geboten zu leben.

 

Für uns Christinnen und Christen heute ist dieses Vorbild von entscheidender Bedeutung. Auch uns ruft Jesus in seine Nachfolge. In der Taufe wird uns zugesagt, dass wir ein geliebtes Kind Gottes sind. Gleichzeitig werden wir aufgefordert, unser Leben mit Jesus zu leben, seine Jüngerinnen und Jünger zu werden.

 

Die Taufe ist einerseits ein liebevoller Zuspruch Gottes, andererseits stellt sie Ansprüche an uns. Wir sind aufgefordert, unser ganzes Leben an Jesus Christus auszurichten. Was bedeutet das?

 

Am Beginn steht die Aufforderung, sozusagen bei Jesus „in die Schule“ zu gehen. Dabei ist diese Schule nicht wie in einem Klassenzimmer zu verstehen, sondern es bedeutet, sich mit Jesus auf den Weg machen, die persönliche Begegnung mit ihm zu suchen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das zu tun. Zwei davon stechen in der christlichen Tradition besonders hervor:

  • die Begegnung mit Jesus in den Texten der Bibel und
  • die Begegnung mit Jesus im gewandelten Brot und Wein in der Eucharistiefeier.

 

church window 579060 pixabayOft passiert es, dass wir zwar zu einem Gottesdienst gehen, dabei aber nur wenig nachhaltigen Zugang zu Jesus bekommen. Wenn die Beschäftigung mit der Bibel und der Empfang der Kommunion wirklich zu einer Begegnung mit ihm führen soll, braucht es dabei wohl ein ernsthaftes Suchen und eine Haltung des Gebets. Letzteres ist nichts anderes als ein Gespräch mit Jesus. Ein gutes Vorbild für unser heutiges SchülerInnensein bei Jesus kann uns die Geschichte der „Emmausjünger“ geben. Sie ist nachzulesen in Lk 24,13-35 und erzählt die Geschichte von zwei Jüngern, die ihr Unverständnis der Ereignisse rund um Jesus beschäftigt. Dabei kommt der auferstandene Jesus zu ihnen, erklärt ihnen den Sinn dessen, was passiert ist und stellt es in einen Zusammenhang mit der Hl. Schrift. Dann begleitet er sie zu einem gemeinsamen Abendessen, wo sie ihn beim Brotbrechen erkennen. Sie begegnen Jesus in den Texten der Schrift und im gemeinsamen Mahl. Das alles geschieht in Kommunikation mit ihm. Sie sind gemeinsam mit ihm unterwegs. Auch wir sind gerufen, mit ihm unterwegs und im Gespräch zu sein.

 

In einem weiteren, ebenso wichtigen Schritt führt das Nachfolgen zu einem Gesendet-Werden. Das, was mir als Christin oder Christ von Jesus gesagt wird, soll ich auch in meinem Leben umsetzen. Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé sagte einmal: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist, aber lebe es!“ Das Evangelium ist die frohe Botschaft von Jesus. Es beinhaltet tröstende Zusprüche, so manche Unverständlichkeiten und auch herausfordernde   Aufforderungen. Unsere Berufung als Christinnen und Christen ist es, uns diesem Evangelium zu stellen. Meiner Erfahrung nach ist das etwas sehr Schönes, Bereicherndes und Spannendes. Jesus kann (d)ein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Es ist oft nicht einfach und Jesus verspricht kein Leben ohne Leid. Aber seine Botschaft birgt auch eine unglaubliche Kraft der Hoffnung, Zuversicht und Freude.

 

Ich selbst habe vor vielen Jahren bewusst „ja“ gesagt zu einem Leben mit Jesus, und ich habe es noch keine Sekunde bereut. Ich folge ihm gerne nach und möchte dich, liebe Leserin, lieber Leser einladen, dich auch bewusst dafür zu entscheiden. Es lohnt sich.

 

Wenn ich heute im Internet einen „Folgen“-Button sehe, irritiert mich das zwar auf den ersten Blick. Aber es erinnert mich auch daran, dass das wichtigste „Folgen“ in meinem Leben sich auf Jesus Christus bezieht. Unter dieser Perspektive kann ich mich mit dem Begriff im Internet arrangieren und finde es sogar toll, dass ich dadurch regelmäßig an meine Berufung zur Nachfolge Jesu als Christin erinnert werde.

 

Wem folgst du?